Dienstag, 19. Januar 2010

Von Puntas Arenas nach Puerto Natales



Im Anflug
Punta Arenas - ca. 7 km nach Abzweiger Río Verde
Alles da. Somit schnell Rad auspacken und abfahrbereit machen... es kann losgehen. Als erstes ist Einkaufen angesagt, so nehmen wir die paar Kilometer nach Puntas Arena in Angriff. Bunt blühen die Lupinen am Strassenrand. Ein Einkaufszentrum ist schnell gefunden, noch ist nicht viel los, da noch früh am Morgen. Schwer bepackt kommt Christian vom Einkaufen zurück, verhungern werden wir die nächsten Tage sicher nicht. Erst vor dem Supermarkt fällt Christian auf, dass er keinen Flaschenhalter am Rad hat, im Laden gibt es noch einen billigen Plastikhalter, den Dina bekommt und im Gegenzug einen kleinen Stahlhalter hergibt. Mit einem Haargummi wird daraus dennoch ein Halter für die grossen PET-Flaschen. Eine kurze Stadtrundtour führt uns zum Friedhof. Eindrucksvoll mit den schmucken Grabhäuschen und den zu in den Himmel ragenden Fingern getrimmten Zierbäumen. Danach geht’s noch kurz beim Hafen vorbei. Von hier aus gehen die Fähren nach Feuerland. Aber als wir da sind ist nichts los.
Friedhof als Sehenswürdigkeit - was meinen wohl die hier Ruhenden dazu?
Weg in die Ewigkeit?
Nicht mehr alle können schwimmen
Jetzt geht’s richtig los. Auf schöner flacher Teerstrasse pedaliern wir Richtung Norden. Nicht weit von der Stadt liegt am Meer ein kleines Wäldchen, wunderbar erscheinen einem die kleinen windschiefen Bäumen im sonst eher eintönigen Grasland. Da leider noch zu früh für eine Pause fahren wir weiter. Immer wieder gibt’s schöne Blicke aufs Meer, Christian erspäht sogar ein Walross am Strand. Das angenehme Lüftchen vom Morgen wird immer mehr zu richtigem (Gegen)Wind. Der Verkehr ist zum Glück noch erträglich, die grösseren Busse und Lastwagen geben zwar für kurze Zeit Windschatten, der Wechsel von Wind zu nicht Wind zusammen mit den Verursachten Wirbeln macht aber das geradeaus fahren nicht gerade einfach. 
Wolken treiben dahin, das Boot nicht mehr

Bis zum Horizont

Leitplanken sind praktisch


Die Mittagspause wir im Windschatten der Garage eines Polizeipostens verbracht. Genussvoll essen wir die Empanadas.


Unsere Unterhaltung beim Mitagessen
Wo ist der nächste Nachbar?
Es geht weg vom Teer

Auch Gras gibt Windschatten
Der Wind verstärkt sich am Nachmittag. Und richtig anstrengend wird es als wir gegen Westen auf die Piste Richtung Río Verde abzweigen, der Wind greift nun frontal an. Christian pedaliert kräftig weiter und ich versuche mich hinter ihm zu verstecken, nur habe ich sogar so Mühe Christian zu folgen. Nach fünf beschliessen wir, dass es für heute keinen Sinn mehr hat weiterzufahren, so erreichen wir zwar nicht ganz die angestrebte Übernachtungsstelle, finden aber trotzdem einen guten Platz. Da alles für die Viehhaltung eingezäunt stellen wir unser Zelt unweit der Strasse im leichten Windschatten von ein paar kleinen Büschen auf. Premiere für unser Zelt, ausser ein wenig Geflatter steht’s hervorragend. Nachdem eine Zeltbestellung aus UK in die Hose gegangen war, haben wir durch Zufall noch 10 Tage vor Abfahrt ein nie gebrauchtes Nallo3 erstehen können.


Von wo kommt der Wind?
Ca. 7 km nach Abzweiger Río Verde - Morro Chico
In der Sternen klaren Nacht mit hell leuchtendem Mond besänftigt der Wind sich. Und so lohnt es sich, dass wir früh aufgestanden sind. Das Wetter ist zwar nicht mehr so schön wie gestern, aber dennoch geniessen wir die recht einsame Fahrt entlang des Fjordes nach Río Verde. Um uns nach der Beschaffenheit einer alternativ Route zu erkundigen fahren wir auf den Hof einer Estancia. Kräftiges mähen und bellen tönt uns entgegen. Die zusammengetriebenen Schafherden werden gerade aussortiert. Eine Reisegesellschaft, die dem Spektakel zuschaut ist auch gerade eingetroffen. Ein älteres Paar kommt von Holland und begeistert, dass wir mit dem fiets da sind. Nach einem netten Gespräch mit ihnen erkundigen wir uns im Restaurant nach dem Weg. Schnell wird ein älterer Mann herbei geholt, der die Gegend gut kennt. Nein, den Weg würde er uns nicht empfehlen zu sumpfig, zum Teil müsse man Hüft tief durchs Wasser waten. So ist schnell klar, dass dies keine Variante ist, schade aber in paar Jahren wird’s wohl eine Strasse geben, von der anderen Seite ist eine in Bau. Nachdem wir noch ein wenig Wasser kauften, da sie kein eigenes Gutes haben und es von weiter weg in Kanister herbringen müssen, geht’s somit Richtung Teerstrasse weiter. 

Río Verde
Mähhhhhhhhhhhh
Mähhhhhhhhhhhh
Nach dem Mittag fühlt sich Christian plötzlich als Cowboy. Ein Rind steht auf der Strasse und ist gar nicht begeistert von uns Radfahren. Alles gute Zureden und versuchen an ihm vorbeizuschleichen hilft nicht. Links und rechts der Strasse sind Zäune, so rennt es immer weiter vor uns her. Christian ändert die Taktik, nun heisst sie "schneller als es rennt an ihm vorbeifahren". Wir treten kräftig in die Pedalen und Christian schafft es tatsächlich an ihm vorbei, nur hab blöderweise ich das Rennen verloren. Christian versucht nun das Rind abzulenken, dass ich auch noch an ihm vorbei komme, doch nun fühlt es sich noch mehr in die Enge getrieben, nimmt einen riesengrossen Satz schrammt knapp über den hohen Zaun und landet in irgend einer Fremden Weide, hoffentlich mit neuen Kollegen.
Kopfstand
Die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher immer wieder hat es vereinzelt Bäume. Am Strassenrand liegt ein Jeep auf dem Dach, ist wohl erst vor kurzem geschehen, denn die Polizei kommt uns erst entgegen. Zurück auf der Teerstrasse treffen wir noch ein französisches Pärchen auf einem Tandem und Anhänger, sie wollen noch bis Ushuaia, aber der Seitenwind an dieser Stelle macht ihnen ziemlich zu schaffen.
Bei Moro Chico findet Christian einen netten Platz am Fluss. Die Polizisten des nahen Posten haben nichts dagegen und auch ich kann meine anfängliche Skepsis, dass es dort sicherlich Nass sei schnell ablegen. Tut gut sich nach einem langen Tag im Fluss zu waschen.






Oh nein, Radfahrer!
Meine Strasse!
Bhaa, so schöne Federn hastdu nicht



Nur noch drei Kurven, nur wo sind da wirkliche?
Immer geradeaus


Morro Chico mit Zelt und Fluss


 
Morro Chico - Puerto Natales
Futter frisch vom Metzger

Am nächsten Morgen geht es wieder früh los, meine Theorie, dass der Wind erst im Laufe des Tages zunimmt bestätigt sich zum Glück nochmals und so kommen wir vorerst zügig voran. Leider ziehen Regenwolken auf, aber nach einem Sandwich in einem Restaurant an der Strasse geht es wieder trocken weiter. Ein entgegenkommendes Polizeifahrzeug hält uns an, aber es gibt keine Kontrolle, die Polizisten müssen nur irgend welche Untersuchungen über Radfahrer machen und so ist das Posieren auf einem Foto die einzige Leistung die wir erbringen müssen. 
Strassenrand Design Blumig
Leider wird so gegen Nachmittag der Wind wieder stärker aber dank Teerstrasse und meinem Zugpferd Christian geht’s dennoch einigermassen zügig Richtung Puerto Natales. Bei dem Grenzposten für den Paso Laurita gibt’s noch eine kurze Gummibärlipause. Dem Hund der Grenzer ist’s wohl gerade langweilig und so übt er sich im Bergsteigen auf Christian. Zuerst erscheint uns der riesige Schäfer ein wenig "gfürchig", aber er ist schön gepflegt und seine Absichten sind im Guten und so lassen wir ihn gewähren. 



Eine schöne Abfahrt führt uns nach Puerto Natales, wild schlagen dort die windgepeitschten Wellen ans Pier, wunderschön mit dem blauen Himmel und den weissen Wolken. Schnell findet sich ein nettes Hostel und es kann zum Nachtessen und Einkaufen in die Stadt gehen. In einer Nebenstrasse finden wir ein kleines Restaurant, auf gut Glück bestellen wir das Tagesmenue. Eindeutig super Preisleistungsverhältnis, mir schmeckt es hervorragend, Christian auch, wenn nur da das Seetang artige in der Suppe nicht wäre... und es gibt sogar Dessert mit Früchten.
Wellen des Windes
Puerto Natales mit dem Milodon

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