Sonntag, 28. Februar 2010

Stausee und dann heim

Nähe  Manzanar - Hinter Troyo
Wir beschliessen es gar nicht erst wieder mit dem Buss zu versuchen, sondern loszuradeln und Autos anzuhalten. Das klappt heute auch sofort. Ein grosser Pick-up hält, und neben dem Bauholz finden auch noch unsere Räder Platz auf der Ladeebene. Es sind ein Farmer um die 50  mit seiner Frau, die uns mitnehmen, sie Fahren nach Lonquimay, die Eltern der Frau besuchen. Ein nettes Gespräch entwickelt sich. Die Grosseltern des Farmers sind aus Deutschland ausgewandert, sie hatten mit ihren Enkeln noch Deutsch gesprochen. Und obwohl er meinte schon lange kein Deutsch mehr gesprochen zu haben, findet er die Wörter ziemlich prompt und scheint es zu mögen wieder mal zu sprechen, nur leider kommt so seine Frau nicht viel von der Konversation mit. 
Unsere Räder verladen auf dem Pick-up

Der Tunnel Las Raíces hat eine interessante Geschichte, so war es ursprünglich ein Eisenbahntunnel, wurde aber auch schon damals übers gleiche Trassee mit Autos befahren. Lonquimay gab er einen ziemlichen Aufschwung, da die Stadt davor nur über die kurvige Bergstrasse erreichbar war, die im Winter oft geschlossen war. Wäre sicher auch schön zu Radeln gewesen, aber sicher mit Gepäck auch anstrengend. Auf der anderen Seite des Tunnels verabschieden wir uns von unseren netten Mitnehmer. Sie verstehen es zwar nicht ganz, warum wir nicht bis  Lonquimay mitfahren. Es wäre sicher auch nett gewesen noch ein wenig mit ihnen zu plaudern. Doch die Gegend ist zu schön um nur aus dem Auto zu betrachten, zudem rollt es sich auch leicht auf der leichtabfallenden, feinen Teerstrasse. Kurz vor Lonquimay überholt uns dann der Bus, somit wäre heute einer gefahren, haben ihn aber nun nicht mehr nötig.
Leichtabfallende Teerstrasse in schöner Gegend auf dem Weg nach Lonquimay

Natternkopf

Schafgarbe - Blumen wie bei uns

Der Wind bemahlt mit den Wolken den Himmel

Kurz vor Lonquimay
Lonquimay ist ein nettes Städtchen mit mehreren kleineren Supermärkten nur eine von uns ersehnte Bäckerei mit Kuchen finden wir trotz fragen nicht. Aber die Luxushotdogs schmecken auch und für die Zuckerlust tut es auch ein Eis. Nach dem wir mit Essen und Wissen (Internet) gesättigt sind, und die Vorräte eingekauft haben, geht's weiter Richtung Troyo. Die kühle Morgenluft ist der drückenden Mittagshitze gewichen, und so gibt es schon nicht weit ausserhalb der Stadt an einem kleinen See eine erste Pause. 
Kurz hinter Lonquimay
Es ist nicht viel los, nur selten kreuzt uns ein Fahrzeug. Die Gegend ist stark von der Landwirtschaft geprägt. Auch hier ist Heuernte angesagt, nach dem nun nach der langen Regenperiode endlich der wirkliche Sommer Einzug gehalten hat. Auch wenns nicht immer die neusten sind, sieht man hier doch meist Traktoren auf den Feldern. An einer schönen Hängebrücke gibt's den nächsten Halt, für die Autos steht sogar eine neue Fähre bereit. Wird die Gegend wohl bald weniger einsam sein? Am Wegrand im Schatten eines Buswartehauses sitzen zwei Studenten mit Block. Auto zählend, wie wir später erfahren, die Regierung ist am untersuchen, ob sie nicht eine Teerstrasse von Ralco nach Lonquimay bauen soll, bis jetzt ist hier für normale Fahrzeuge nämlich die Verbindung nicht zu schaffen.
Der Río Lonquimay

Fähre und schöne Hängebrücke

Schöne Farbtupfer

Eine weitere der vielen Hängebrücken

Die Gegend ist von der Landwirtschaft der Kleinbauern geprägt

Blick in Richtung Troyo

Felder am Fluss

Hängebrücke bei Troyo
In Troyo muss natürlich obwohl genügend Vorräte der Laden inspiziert werden. Danach gibts noch einen kurzen Schwatz mit der Polizei. Wir wollen rausfinden wie gut die Verbindung nach Nitrite ist. Die Aussagen stimmen einigermassen mit dem zusammen, dass wir in einem Bericht von einem anderen Radler gelesen haben. Da schon wieder Abend, und ich vor allem auch müde bin gehts hinter dem Dorf nicht mehr sehr weit. Plötzlich ist es nicht mehr so einsam, wir sind nicht die Einzigen, die hier am Fluss zelten wollen, auch die Chilenen scheinen diesen Platz zum Zelten und Fischen zu mögen, und so sind die besten Plätze schon besetzt. Doch unserer ist auch ganz schön, das Gras ist zwar ein wenig hoch, dafür wirklich weich, und der Fluss ist einfach wunderschön. Beim Nachstellen meiner Hinterradbremse findet Christian etwas wenig Erbauliches an meinem Rad. Auf der Seitenflanke der Felge ist klar ein Riss zu erkennen. Noch ist nichts verschoben, aber wie sich das wohl halten wird? Umkehren und ich mit dem Bus von Troyo zurück nach Lonquimay, oder weiter Richtung Ralco, mit dem Risiko auf längeren Fussmarsch? Wir entschliessen uns fürs weiterfahren.
Zeltplatz bei Troyo

Hinter Troyo - vor Ralco
Eine angerissene Felge hat auch was gutes, mein Hinterrad und somit auch ich werden entlastet. Christian übernimmt netterweise einen Teil meines Gepäckes, damit mein Hinterrad möglichst wenig belastet wird. Brav weiche ich dafür jedem Schlagloch aus. Schon bald ist der Fluss ein Stausee und die gute Strasse geht links weg Richtung Contracto. Wir bleiben auf der Rechten Seite und schon bald stehen wir vor dem uns beschriebenen Tunnel. Kühl und dunkel und nass ist es im Innern, aber sehr lange ist er nicht und so ist man auch mit Schieben  schnell durch. 
Die Berge sind schon beleuchtet...

...während am Morgen die Schatten im Tal noch tief hängen

Der Tunnel - mit Durchblick
Die Strasse ist wesentlich schmaler geworden, und führt an den Berg gequetscht oberhalb des Stausees durch. Und dann stehen wir auch schon vor dem Tor. Ab hier ist das Land Privatbesitzt, doch mit dem Fahrrad ist das Benützten des Weges erlaubt. Wir haben Glück, das Tor steht offen, so bleibt uns das Fragen am nahen Haus erspart. Über grüne Wiesen führt der Weg uns Richtung Hügelkette über welche wir müssen. Freundlich grüssen Hirten die unter nahen Bäumen rasten. 
Das Tor - das Land dahinter ist privater Besitz

Ziegenherde über dem Stausee
Nach kurzer Zeit wird der  Wald wieder dichter. Das Pferd ist wohl hier wieder das favorisierte Fortbewegungsmittel,  wenns nicht die eigenen Füsse sind. Denn auch mit Heugabel lässt es sich Reiten. Zu Fuss gehen sind sie sich wohl hier gewöhnt, denn da werde ich doch tatsächlich von einem Fussgänger überholt als ich gerade verträumt gemütlich den Weg hochradle. Kurz darauf gibts nochmals eine kleine Siedlung, danach steigt die Strasse mehr an, doch lässt sich meist erstaunlich gut Fahren. 
Unerwartete Begegnung

Der Pass ist erreicht
Und somit ist der Pass eher da als zuerst gedacht. Schön ist die Aussicht ins andere Tal. Doch der Weg ist nicht mehr so Rad schonend sondern mit grossen Steinen übersät. Und so renne ich meinem Hinterrad zu liebe lieber Teile des Weges runter.
Aus liebe zum Hinterrad am Gehen

Nahe von Nitrito

Brücke zum Dorf Nitrito

Bushaltestelle bei Nitrito
Doch mein Hinterrad hält nach wie vor gut und so erreichen wir schon bald Nitrite. Und siehe da, es würde sogar täglich ein Bus von hier nach Ralco fahren, somit ist es kein Problem, wenn meine Felge noch ganz bricht. Wassermangel scheint es hier nicht zu geben, vor dem Dorfladen wird sogar die Strasse bewässert, damit es nicht staubt wenn ab und an mal ein Fahrzeug vorbei fährt. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob eher ein Fahrzeug kam, als das die Strasse trocknete. Wir machen Ausgangs vom Dorf Pause, und trocknen unser taunasse Zelt am Strassenrand, auch die Schlafsäcke dürfen mal auslüften. Doch Autos zum Zustauben kommt keines vorbei.
Luftlinie gemessenem ist Ralco nicht mehr weit. Doch die Strasse entlang des Stausees zieht sich. Immer wieder führt sie in ein Tal rein und wieder raus. Majestätisch überragt der Vulkan Callaqui die umliegenden Hügel. Die Gegend muss auch schön zum Wandern sein, wenn auch die Zustiege mühsam, die Berichten uns jedenfalls paar junge Rucksacktouristen, die auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Lago la Mula muss bezaubernd sein, doch uns fehlt die Zeit um die Gegend genauer zu erkundigen. 
Der Stausee

Nur die steilen Hänge sind geblieben

Der Volcán Callaqui oder eher der Copahue?

So, erster Stausee geschafft, irgendwie hat man beim Betrachten gemischte Gefühle, denn hier wird die so genannte Grüneenergie auf Kosten der Armen und Schwachen erzeugt. Der heutige Seegrund war ehemals fruchtbares Ackerland, nun stehen die Häuser der Gebliebenen am Steilenhang. Nicht mal zum Roden des Waldes haben sich die Kraftwerksbetreiber Zeit gelassen, so wird das Ufer gesäumt von abgestorbenen Bäumen, die, wenn der See voll ist, im Wasser verschwinden. Der Fluss wird hier wirklich total genutzt, denn kurz nach dem ersten See folgt auch schon der zweite wo wir dann auch ein wenig wehmütig die letzte Nacht draussen im Grünen verbringen.
Zufluss mit rauschendem Wasserfall, der sich aber schlecht fotografieren lässt

So sieht der Río Bíobío ungestaut aus

Die Technik
Schweizer unter sich

Zeltplatz am unteren Stausee

Wir sind nicht die ersten - Dina räumt zuerst auf

Gugus
Vor Ralco über Ralco nach Santiago
Heute gehts schon früh los, denn wir wollen auf keinen Fall den Bus verpassen, der uns nach Los Angeles bringt. Nach unserer Berechnung sollte er bald aus dem Tal kommen, und damit wir ja nicht verpassen ihn anhalten zu können gibts immer wieder einen Blick zurück. Bei der Staumauer gibts Teer, so kommen wir schnell voran und erreichen Ralco vor dem Bus. 
Klare Morgenluft
Auch unsere Schatten müssen heim
Still und blau - der untere Stausee
Wieder Teer
Staumauer vor Ralco
Als wir gerade ins Dorf reinfahren gibts ein Aufschrei von Christian, seine Hinterradfelge hat gerade verdächtig geknackt und die Kontrolle zeigt, auch die ist hinüber. Der erste Bus ist leider schon voll, aber schon nur eine Stunde später fährt schon wieder einer und wir finden samt unseren Fahrrädern Platz im respektive auf dem Bus. Interessantes Detail vom Bus, er hat ein separates für Schafe genutztes Gepäckfach. Wie schon früher gelernt lassen die sich wunderbar an allen Vieren zusammengebunden transportieren. Wir scheinen nicht die Einzigen zu sein, die in die grössere Stadt in der Gegend wollen, schon nach wenigen Haltestellen ist der Bus gestossen voll. Und all die jüngeren Kinder müssen widerwillig auf dem Schoss ihrer Eltern Platz nehmen, denn da sie gratis sind haben sie kein Anspruch auf einen Sitzplatz, so gibts immerhin Platz im Gang, dass alle stehen können. 
Vorort von Ralco

Zelttrocknen im Stadtpark mit Hilfe

Wenn die andere nicht mehr will, will ich auch nicht mehr
Unser Bus kommt in Los Angeles auf dem Regionalen Busbahnhof an, für Santiago müssen wir aber in den Hauptbussbahnhof, scheint kompliziert zu sein, eine Familie die ebenfalls dort hin will, rät uns mit ihnen mit dem Taxi zu fahren. Doch als es nicht richtig vorwärts geht bei ihnen, da es ewig dauert bis alle auf der Toilette waren, beschliessen wir es doch auf eigene Faust zu versuchen. Und siehe da, kaum an der Strasse kommt schon ein Bus, der uns zum anderen Busbahnhof bringt. Und dort treibt Christian in Rekordzeit Tickets auf für einen Bus der umgehend abfährt und uns nach Santiago bringt.
Es ist viel los auf dem Busbahnhof von Santiago, doch Deutsch trifft sich, und schon bald spricht uns ein Deutscher Austauschschüler an woher wir kommen. Nach dem Christian an den Infospoints einwenig was über Unterkünfte ausfindig machen konnten fahren wir los. Wir sind positiv überrascht, gute Stadt für Radfahrer, inmitten der grossen Hauptstrasse gibts unter Bäumen einen schönen Radweg. Die angestrebte Unterkunft lässt sich aber leider nicht finden. Weil es schon langsam eindunkelt, entschliessen wir uns beim Hotel, am Eck wo wir gerade stehen mal nach den Preisen zu fragen. Und siehe da, wir sind positiv überrascht und bekommen ein gutes Zimmer für wenig Geld und eingepackt dürfen sogar unsere Fahrräder ins Zimmer.
Bahnhof

U-Bahnhof
Santiago und dann heim
Ein Tag haben wir noch bis morgen früh unser Flieger geht, somit ist Stadtbesichtigung angesagt und unsere ramponierten Räder zeigen sich gütig, und begleiten uns nochmals willig. Nicht auslassen darf man den „Parkhügel“ der neben einer schönen Gartenanlage auch eine wunderschöne Rundsicht auf die Stadt bietet und in die naheliegenden Berge.
Früchtetransport

Hat die letzten Erdbeben überstanden

Alt trifft neu
Bröckelt gewaltig

Berittene Polizei

 
 
 



Schon am Abend gehts mit dem Bus zum Flughafen wo wir die Nacht verbringen, da unser Flieger schon früh geht. Es ist nicht viel los, und so hat jeder von uns vier Sitze zum Schlafen.
Schon fast verpackt
Wunderschön ist der Blick auf die Berge beim Abflug, und man sieht von oben so manches Tal in welchem sich Radfahren auch noch lohnen könnte. Dann Zwischenhalt in Lima, wir haben mehrere Stunden, aber in die Stadt fahren lohnt sich nicht wirklich, zumal es auch noch Sondertaxen kosten würde, wenn man den Flughafen verlassen will. So geniessen wir den schönen Flughafen mit guten Sandwiches und vertreiben uns die Zeit in den Shops und beim Lesen. Der Flug zurück nach Genf ist dann leider voller als der Hinflug, und so ist leider nichts mehr mit Liegen über mehrere Sitze, ich schlafe dennoch und Christian schaut sich dafür ein Film nach dem anderen an. Einwenig müde aber voller schöner Eindrücke landen wir in Genf.