Mittwoch, 27. Januar 2010

Schifflein komme


Ca. 8 km vor Laguna del Desierto - Candelario Mancilla
Heute steht die bei Radfahren beliebte O’Higgins Querung an. Trotz leichtem Niesel machen wir uns beizeiten auf um die paar Kilometer zur Schiffstation beim Lago Desierto zurück zu legen. Das Nass kommt nicht nur von oben sondern auch von unten. Es ist uns schon am Vortag aufgefallen, dass die Bäche viel Wasser führen, und so wird an einigen wenigen Stellen die Strasse auch zum Bach. Während Christian durch die wasserführende Strasse fahrend bewältigt, legt Dina eine Kneiprunde ein. Kurz vor der Schiffstation befindet sich ein schön gelegener Zeltplatz, es stehen aber nur wenige Zelte.
Schöner Wasserfall unterhalb des Lago Desierto
Haus ist verpackt

Was ist Fluss, was ist Strasse?

Viel zu früh an der Schiffstation, setzten wir uns unter ein Vordach und verspeisen noch unsere Früchte und Gemüseresten, da wieder Einreisen nach Chile angesagt ist. Leider wird der Regen stärker, und somit fällt die Erkundungstour zum Weg entlang des Sees nur kurz aus.
Das Kursschiff auf dem Lago Desierto
Immer ist noch nichts los, die Abfahrtszeit rückt näher, doch dann kommt ein junger Deutscher vorbei und fragt wann das Schiff fahre. Sein Zelt steht noch auf dem Zeltplatz und es ist nicht mehr viel Zeit, doch mit einem Sprint schafft er es noch aufs Schiff. Sein Ziel ist auch die O’Higgins Querung einfach zu Fuss anstelle von Rad. Es hatte sich trotz dem Wetter ein kleines Grüppchen für die Schiffahrt gebildet, von El Chaltén fährt sogar ein öffentlicher Bus zur Anlegestelle. Erstaunlicherweise sind wir die einzigen Fahrradfahrer.

Die Fahrt ist dennoch kurzweilig und schon bald erreichen wir das andere Ende des Sees. Es gibt sie doch die Radfahrer, sicher über fünf stehen am Steg bei der Argentinischen Grenzstation. Doch wir gehen direkt weiter zu der Zollabfertigung, da wir glauben, dass das Schiff auf der Chilenischen Seite hinter dem Pass heute um halb fünf fährt. Ist eine einsame Grenzstation, aber schön, dass sie so dennoch den kürzeren Weg nach Chile für Wanderer und Fahrradfahrer ermöglichen. Zwei Frauen um die fünfzig sind auch ausgestiegen, eine davon mir Rollkoffer. Die wollen doch nicht etwa auch die Querung machen?
Berge leider in Wolken gehüllt

Gletscher nahe des Lago Desierto

Schiffstation und Argentinische Grenzstation
Wir sind gespannt auf den Weg, von vielen wird er als Plagerei beschrieben, da er eigentlich nur ein simpler Pfad und es oft feucht ist. Zudem soll er Radlerunfreundlich sein, da sehr eingegraben und die Taschen damit anstehen. Doch unsere Gepäcklösung bewährt sich. Da wir ja nur fünf Wochen unterwegs sind und zu zweit, haben wir uns aufs nötigste beschränkt und konnten gut auf Frontroller verzichten. Dafür hat Christian einen Ortliebsack und ich einen leichten Rucksack hintendrauf geschnallt, wo auch mal extra Nahrung noch verstaut werden kann. Für den engen Weg konnten wir somit, den Rucksack mit den schwereren Sachen füllen, und so blieben nur noch halblehre Packtaschen, die sich auch hintendrauf schnallen lassen. So bepackt geht’s gut voran, ein schöner Pfad führt durch den Wald die etwa 200 Höhenmeter hoch zum Pass. Ab und an ist es sumpfig, aber das feuchte hat auch seine schöne Seite, so sind an gewissen Stellen die Bäume Flechten verhangen, ein richtiger Märchenwald. Und zwischen durch lässt sich der Pfad sogar fahren. Schon fast oben führt der Weg an einem See vorbei, leider sieht man nur wenig von ihm, der der Wald ist dicht und ursprünglich.
Der Weg ist zur Rinne geworden

Schöne Brücke

Blick zurück auf den Lago Desierto

Immer wieder ist der Weg auch fahrbar

Moosbehangene Bäume


Überbleibsel des chilenischen Militärs
An der Chilenisch/Argentinischen Grenze
Und dann der krasse Wechsel. Auf dem Schild steht zwar Republica Argentina aber für uns Bienvenido a Chile. Es fängt ein Fahrweg an. Etwas später kommt ein Rollfeld für das Chilenische Militär, sieht nicht gross verwildert aus, zumindest um Vieh oder Holz zu fliegen wird es wohl noch gebraucht. Früher kann das auch für invasive Pläne gewesen sein. Irgendwo in Chalten ist eine Geschichte von einem Chilenischen Gendarm erzählt, der hier über die Grenze ist und dann heldenhaft aufgehalten wurde. Die Chilenische Seite ist trockner und der Weg breiter, mit einem guten Jeep lässt es sich hier auch fahren, ein solcher stand auch verlassen, parkiert fast zu oberst vor einer Brücke. Nach kurzer Abfahrt, holen wir den jungen Deutschen ein, er ist gut vorangekommen aber gibt weiterhin Gas, denn er will ja auch aufs Schiff. Ein wenig holprig aber nun flott da abwärts geht’s weiter. Da vorn ein blauer Fleck, man kommt näher, ah doch noch andere Radfahrer. Eric, ein Schwede auf längerer Reise, ein Englisches Pärchen muss auch noch in der Nähe sein, sie haben zusammen oben am See übernachtet, um heute keinen Stress aufs Schiff zu haben. Der See scheint sehr fischreich zu sein. Denn schon nach kürzester Zeit hatten sie ein fettes Nachtessen rausgezogen. Die Sicht auf den Lago O'Higgins ist wunderbar, die Regenwolken haben sich weiter in die Berge zurückgezogen. Leider ist der Strassenkies ein paar Nummern zu gross und so holpern wir langsam runter. Erhöht über dem See liegt die Chilenische Grenzstation, fast ein kleines Dörfchen. Grenzformalitäten werden erledigt, aber „Gemüsekontrolle“ gibt’s keine, hätten wir doch nicht noch eine grosse Vernichtungsaktion machen müssen. Nach dem Schiff gefragt meint der Zöllner, heute komme es wohl kaum, zu schlechtes Wetter, zu viele Wellen, vielleicht Morgen, oder sonst übermorgen, er wisse es nicht.

Noch einwenig schneller und ich hebe ab, die Landepiste

Wie lange hält die noch?

Gefleckter Berg

Auf der Abfahrt


Hm Wetter sieht nicht schlecht aus, und grosse Wellen sieht man vom Ufer auch nicht. Somit fahren wir dennoch mal an den Hafen runter, dort treffen wir auf einen weiteren Radfahrer aber noch kein Schiff. Aber es bleibt ja noch Zeit und somit Hoffnung auf das Schiff. Nach einiger Zeit treffen auch der Schwede mit den Engländern und dann der Deutsche ein, nur kein Schiff. Hatte der Zöllner wohl doch recht – man macht sich gemeinsam zum „Quasi-Camping“ neben einer kleinen Farm wenig oberhalb vom See auf. Dort stehen auch schon zwei Zelte, das von Thomas einem Liegeradler und das von einem deutschen Wanderpärchen die schon gestern auf ein Schiff gehofft hatten.
Fahrradwäsche


Unser Zeltplatz



Candelario Mancilla - Warten auf Schiff
Über die Nacht zieht kräftiger Regen auf, es prasselt schon fast zu fest aufs Zelt, aber in unseren Schlafsäcken ist kuschelig warm und trocken. Das nicht gekommene Schiff hat auch seinen Vorteil – Ausschlafen. Hoffnung haben wir erst wieder auf den Nachmittag, so bleibt Zeit zum Lesen, Fahrräder reinigen und Gegend erkunden.
Frisch gewaschen und beschneit
Irgendwoher kommt die Info, das Schiff soll heute Abend kommen, dann weiterfahren um Estancias weiter hinten am See zu versorgen und am nächsten Tag um den Mittag zurück fahren. Schon früh gegen Abend versammelt sich unser Trüppchen am Hafen und mit einer gewissen Ungeduld wird auf’s Schiff gewartet. Einigen geht das Essen aus, und das erhoffte feine Essen auf dem kleinen Hof hat sich leider als nicht so gut erwiesen. Es ist schon dunkel, regnet -  und dann tatsächlich kommt es mit ein paar müden Fahrradfahrern an Board. Die Information scheint zu stimmen, zurück geht’s erst morgen gegen Mittag. Bald verkriechen sich alle vor dem Regen in die Zelte.


Lila


Fuchsia


Velopolieren

Wolkenspiel

Schneefallgrenze

Beratung: Wann kommt wohl das Schiff

Candelario Mancilla - ca. 1 km vor Ex Campamento el Tigre
Materialtransport
Die Sonne lacht uns entgegen, frisch verschneit sind die umliegenden Berge, klar die Luft. Viel zu früh ist das Zelt abgebaut und schon alle ausser dem Schiff versammelt am Hafen. Auch die zwei Damen vom Lago Desierto mit Rollkoffer treffen ein. Wir denken sie haben wohl Gepäckpferde über den Pass genommen. Wollten sie auch, nur gabs keine auf der argentinischen Seite. So sind sie los marschiert in der Meinung es sei nur ca. eine halbe Stunde bis hoch (Rollkoffer liess sich auf den Rücken schnallen) und oben liesse sich dann ein Wagen oder Pferde organisieren. Ohne Karte und Ahnung wie lange der Weg ist liefen sie als die halbe Stunde vorbei war weiter und weiter dem Pfad entlang, ermutigt von unseren relativ frischen Spuren. Schon nahe an der Erschöpfung erreichten sie endlich das Flugfeld auf der Chilenischen Seite, nur weit und breit keine Möglichkeit Pferde oder einen Wagen aufzutreiben. Es beginnt schon leicht einzunachten und der Regen wird stärker, da passieren sie den parkierten Jeep, er ist offen und gibt für diese Nacht ihr willkommenes trockenes Nachtlager. Zelt hätten sie keines gehabt, nochmal gut gegangen. Die nächste Nacht erholen sie sich dann im Gästebett des Hofes bei der Anlegestelle.
Ganz am Schluss kommen die Carabineros, ein Traktor zieht einen mit Personen und Gepäck beladenen Anhänger. Das scheint hier der einzige motorisierte Transport zu sein. Doch sie fahren nur kurz zum Hafen und kehren wieder um, anscheinend hat das Schiff Verspätung. Wir nutzen die Zeit um noch einen einsamen Platz am Ufer zu finden und uns gründlich zu waschen. Die anderen reinigen vor allem ihre Räder. Als das nächste Mal der Traktor mit den Carabineros kommt, scheint klar, dass das Schiff langsam kommen sollte. Und in der Tat in grossem Bogen fährt es in den Naturhafen ein. An Bord sind schon einige Schafe, diese werden zum Teil wieder entladen. Am Hafen gibt es sogar eine Rampe, die wird nur zweimal im Jahr gebraucht, dann fährt ein extra Schiff für den Viehtransport. Für die Leute hier ist das Schiff natürlich immer noch ein besonderes Ereignis, auch die Leute der Farm kommen herunter. Alle Radfahrer helfen zusammen beim Beladen des Schiffes, ein Teil des Gepäcks kommt in einen extra Raum, der per Lucke erreicht wird, die Räder werden an die Reling gelehnt und festgebunden.


Waschstelle

Ein Topf ist auch zum Haarewaschen praktisch

Hurraaa! Das Schiff kommt

So werden Schafe hochgehoben


Der Bug ist voll
Der Lago O’Higgins ist trotz kräftigem Wind ziemlich ruhig, die Sicht traumhaft. Dennoch sind schon nach kurzer Zeit nur noch wenige dick Eingemummte die Natur Bestaunende auf dem Deck. Immer wieder stürzen sich Bäche von den Bergen und man sieht so manchen Fleck den man gerne näher erkunden möchte. Die Schifffahrt ist zwar nicht ganz billig, aber für uns hat sich diese Abkürzung mit all ihren Eindrücken dennoch gelohnt.
Keine Wellen

Gemalte Wolken

Einfach nur schön

Es hat immer noch Neuschnee

Berg mit Bach


Dick eingehüllt am Träumen
Das Boot ist gut ausgerüstet


Hier möchte man den Strand erkunden


Der Hafen ist ein paar Kilometer ausserhalb von Villa O’Higgins. Doch für die Fussgänger stand sogar schon ein Minibus bereit. Taschen wieder aufs Rad schnallen und unser Radlertrüppchen kann los fahren. Leider ist schon später Nachmittag. Im Dorf treffen wir nach Einkaufstour in den Dorfläden nochmals die andern, ein Teil wird die Nacht hier auf dem Camping verbringen.
Wieder auf dem Rad
Pferde am Fluss
Weiterhin Berge in Sicht


Schöne Brücke
Das ist Freiheit

O'Higgins

Wir beschliessen noch ein wenig in den Abend rein zu fahren, zumal das Wetter gut ist und man daher die Stunden nutzen sollte. Hinter dem Dorf gibt es zur Stärkung noch Brot mit Streichwurst und Gurken Pause. Der Wald ist hier dicht feucht, die Bäume moosbewachsen und von Kilometer zu Kilometer immer grösser werdend. Die Sonne steht schon tief und bringt den z.T. Seeartig erweiterten Fluss zum Glitzern. Doch neigt sich nun auch definitiv dieser Tag dem Ende zu. In einer wohl vom Strassenbau her rührenden Einbuchtung im Wald finden wir nahe der Strasse ein Plätzchen für unser Zelt.
Es ist sumpfig

Lago Cisnes


Hier möchte man verweilen

Gut aufgeschüttete Strasse

Blick über den Lago Cisnes

Auf der anderen Seite des Sees

Abendstimmung

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