Sonntag, 21. Februar 2010

Mit der Sonne - Von Argentinien nach Chile

Perito Moreno – San Carlos de Bariloche
Heute lassen wir den Tag ruhig angehen, obwohl so ruhig wird es dann doch nicht. Von meinen Lieblingswollsocken ist der einte von der Leine verschwunden, den wollte ich doch am Abend noch reinnehmen, leider hab ich's vergessen - oder war zu müde. Dafür fand ihn wohl ein Hund toll, trotz intensiver Suche ist er leider nicht mehr auffindbar. Dafür haben wir mit den Bustickets mehr Glück. Als wir danach fragen, ist nur noch ein Ticket da, aber mit einer weiteren speziellen Suchabfrage findet sich noch ein zweiter Platz. Damit können wir nahtlos über die Nacht nach Bariloche hochfahren. Mit der guten Nachricht und einem grossen Sack Gebäck kehrt Christian von seiner Erkundungstour zurück. Am Nachmittag geht’s zum Busbahnhof, eine Horde von Touristen sitzt dort auf ihren Rucksäcken wartend auf den Bus. Nach den einsamen Tagen ist so viel Trubel wieder richtig ungewohnt. Für Christian gibt’s noch ein Imodium, denn ausgerechnet vor der langen Busfahrt wills anders als dick rauskommen. Die Busfahrt ist lang und holprig, da ein grosser Teil auf ungeteerter Strasse dahingeht, die Routa 40 eben, aber einige Stücke werden gerade geteert. Viel Grassteppe und sonst fast nichts, dann in einem Flusstal wieder Grün und eine Ortschaft. Hier gibt’s Abendessenpause mit Beinevertreten. Nach den Empanadas kommen wir mit einem etwa gleich alten Deutschen Pärchen ins Gespräch, sie haben’s tatsächlich geschafft mehr als eine Woche durch Patagonien zu reisen ohne ein Schaf zu sehen. Nach dem die Räder des Busses gewechselt sind geht das Gerüttel weiter und die Nacht bricht herein. Schlafen fällt uns beiden schwer. Der Morgen bringt schöne grün bewaldete Seenlandschaft mit leider auch Nass von oben.

San Carlos de Bariloche – ca. 10 km vor Confluencia
Der Busbahnhof in Bariloche ist gross und trotz der frühen Stunde ist schon viel los, Busse fahren in alle Landesrichtungen. Schnell werden die Räder ausgepackt und es geht für Einkauf und Internet in die Stadt. Wir lassen uns Zeit, denn es regnet immer noch leicht, wir dann fahren aber dennoch los. Ungewohnt breit ist hier die Strasse und in der Stadtnähe herrscht reger Verkehr. Obwohl die Strasse entlang des Lago Nahuelhuapi führt ist von ihm nur selten was zu sehen. 
Kiesgewinnung in der Nähe von Bariloche

Leider im Regen


Der Verkehr nimmt merklich ab als wir rechts Richtung Confluencia abbiegen. Die Strasse führt entlang des Rio Mayo, welcher sich durchs Tal schlängelt. Dieser muss beliebt für Rafting sein, denn immer wieder sieht man Boote. Ab und an gibt’s ein Anstieg, doch oft wird man danach mit schönem Blick auf den Fluss und die interessante Landschaft mit seiner rötlichen Felsfingern entschädigt. Doch irgendwie komme ich nicht auf Touren, Christian braucht all seine Überredungs- und Motivationskünste um mich weiter zu bringen, als es am anderen Flussufer einen Campingplatz gibt, zu dem eine schöne Hängebrücke führt. Für Autos gibt es alle paar Stunden eine Fähre. 
Eine der vielen schönen Schlaufen des Río Mayo

Mit dem Fluss kommt das Grün


Auch schön ohne zu Fischen




Wieder mehr Grün

Hier ginge es zum Zeltplatz

Weiten die zum Reiten einladen

 Etwa 10 km vor Confluencia bringt dann auch motivieren nichts mehr und wir gehen auf den Zeltplatz. Die sanitären Anlagen sind alt, und ursprünglich wohl nicht für einen Camping sondern für den Privatgebrauch gedacht. Es stehen aber dennoch eine handvoll Zelte im nicht oft geschnittenen Gras.

Ca. 10 km vor Confluencia – San Martin de los Andes

Es geht los vom Camping
Unsere Zeltnachbar beginnt sein Tag mit Yoga, nach einiger Zeit gesellt sich auch seine Partnerin dazu und hilft nach, dass auch wirklich stark gedehnt wird. Sieht irgendwie nicht mehr so gesund aus. Bei uns geht’s aufs Rad. Rechts über dem Fluss erhebt sich El Dedo de Dios. Das Morgenlicht lässt sie majestätisch erscheinen. 
Felsburg

An was soll dieser Finger wohl mahnen?
Bei Confluencia, welches nicht viel mehr als eine Tankstelle ist, geht die Piste links von der Hauptstrasse weg Richtung Lago Meliquina, wir wollen über den Passo Cordoba. Die Strasse ist schmal, und am Anfang erinnert sie mit ihrem groben Kies manchmal mehr einem Bachbett als einer Strasse. Langsam schlängelt sie sich das bewaldete Tal hoch. Die Felsvormationen geben dem Tal etwas märchenhaftes. Ab und an kreuzen uns PKWs, welche nicht so recht auf die holprige Strasse passen wollen, aber die Gegend ist eindrücklich und die Strasse nicht allzu steil, so dass sich wohl ein wenig Geholper lohnt. Vom Pass ergibt sich eine schöne Sicht ins nächste Tal wo ein Naturpark zum verweilen einlädt. 


Wellblech, aber Landschaft entschädigt

Es geht weiter das Tal hinein

Sieht fast aus wie eine Ägyptische Skulptur

Unten oder oben Kopf?
Passhöhe erreicht

Schön geführte Strasse
Die Gegend ist schon von vielen Tausend Jahren bewohnt worden, das Schild bei einer Höhle erinnert daran.
Es blüht...
...und blüht...


...und blüht.
Ausgewaschener Fels

Hier möchte man verweilen

Die Ortschaft beim Lago Melquina ist dann um einiges touristischer als wir dachten, und es soll noch viel mehr kommen was die Plakate bei der Infostelle verraten (laute Immoprojekte). Sie setzten wohl eher auf gehobener Kundschaft, denn einen Zeltplatz will die Dame von der Auskunft nicht kennen. Und so fahren wir weiter in der Hoffnung irgendwo dem See entlang ein Plätzchen zu finden. Kurz danach passieren wir den inoffiziellen Camping der Ortschaft, doch die Wiese ist schon ziemlich voll und die Leute nicht wirklich sympathisch. Wir fahren weiter. Das Ufer ist meist steil und bewaldet. Wenn mal mehr Wiese ist, steht sicherlich ein Haus mit Betretenverbotenschild drauf. Immer wieder weisen Tafeln am Strassenrand darauf hin, dass hier Bauland zu verkaufen ist, gross Bauvorschriften gibt es wohl nicht. Auf erfolgloser Zeltplatzsuche erreichen wir das Ende des Sees. Und dann auch bald die Hauptstrasse nach San Martin de los Andes.

Geradeaus zum Lago Melquina

Lago Melquina

Christians Lager am Hinterrad knackst immer mehr, und so beschliessen wir weiterzufahren bis nach San Martin wo es sicher einen Velomech gibt. Die gute Teerstrasse führt hinauf auf eine kurze grüne Hochebene mit grasenden Pferden am Strassenrand. Die Abfahrt nach San Martin ist schnell auf der schönen Teerstrasse. Nur ein fürchterlich stinkender Traktoränlicher Tankwagen kriecht langsam herunter, er scheint so gar nicht in die modene Welt von San Martin zu passen. In der Stadt wimmelt es von Touristen und Sport und Modeshops. Auf dem Zeltplatz gibt’s noch knapp ein Plätzchen für uns. Dieser kostet ein Vermögen im Vergleich zu den bisher besuchten, man scheint hier sogar auf dem Camping für den Namen San Martin zu zahlen.
San Martin - schon am Eindunkeln


San Martin - Wenige km vor Puerto Pirihueico
Bevor es wieder los geht, will Christian das Lager seines Rads untersuchen lassen und so fährt er in die Stadt. Ein Velomech ist schnell gefunden. Er fuhr dem erst besten Radfahrer nach, und fragte ihn ob er wisse, wo es hier einen Radmech gäbe, dieser war selbst einer, und nahm ihn direkt mit in seinen Shop und sogar ein passendes Lager konnte gefunden werden. Dieser scheint gar nicht in die Stadt passen zu wollen, denn Bezahlung will er nicht, über die Packung Matetee freut er sich aber. Nach dem Einkaufen und nach dem Dina sich mit einem Sack Pommchips genug gedopt hat kanns wieder los gehen. Doch die Chips wollen heute nicht so wirklich wirken, so ist die kleine Katze die miauend Ausgangs der Stadt auf der Strasse steht eine willkommene Pause.

San Martin


Es geht geradeaus

Hügel kommen wieder näher

Autosurfen, das mögen auch Hunde


Die Strecke ist abwechslungsreich und schön, doch wirklich spektakulär nicht. Einwenig ausserhalb der Stadt begegnen wir einem deutschen Tourenradler. Dieser ist unterwegs zur Grenzstation, doch er will nicht wirklich nach Chile, sondern nur kurz ausreisen und dann wieder einreisen, da sein 3-Monats-Visum bald abgelaufen ist. Er hat mehrere Wochen in San Martin verbracht, da er Probleme mit dem Knie hatte. Dort ist auch der Rest seines Gepäcks, doch wir können uns gar nicht vorstellen was er noch alles mit sich schleppt, denn sein Rad ist mit dem leichten Gepäck für unsere Verhältnisse schon recht vollgepackt. Ab und an gibt’s einen Blick auf den Lago Lacar.
Was für ein Kauz?
Lilien im Wald
Am frühen Abend erreichen wir die Chilenische Grenzstation bei Hua Hum, kurz bevor sie schliesst. Diese ist richtig gross gebaut, mit mehreren Schaltern. Hier gibt’s auch die „Gemüsepolizei“ doch wirklich ernst ist die Durchsuchung einiger unserer Taschen nicht. Der Grenzer kann sogar einige Brocken Deutsch, die er fleissig an uns ausprobiert. An einem Fluss kurz vor dem Puerto Pirihuelco finden wir einen netten Platz am Fluss zum Zelten.
Hua Hum
Hier wird gezeltet

Und es ist schon wieder  am Eindunkeln


Wenige km vor Puerto Pirihueico – Bei Termas Coñaripe
Die wenigen Kilometer bis zum Fährhafen in Puerto Pirihuelco sind schnell zurück gelegt. Um die Anlegestelle gibt es eine kleine Ansammlung von Häusern und auch Touristenunterkünfte sowie einen kleinen Laden wo wir uns mit Einkaufen die Zeit vertreiben. Christian hat noch einen schleichenden Platten und so kommt der See gelegen für die Lochsuche. Als die Fähre ankommt staunen wir nicht schlecht, es ist ein grosser Reisecar drauf und auch sonst ist sie voll. Somit ist erklärt warum die Grenzstation so gross ausgelegt ist. 
Hafen von Pirihuelco
Fähre in Anfahrt
Sogar ein Bus ist drauf
Die Fähre

Noch scheint die Sonne

Doch schon kommt die Wolkenwand
 Von unserer Seite ist noch nicht viel Betrieb, und die Fähre macht sich ziemlich lehr auf die Fahrt. Dick hängen die Wolkenfetzen über dem See, zuerst fabriziert die Sonne noch Regenbögen, doch dann nimmt der Regen überhand. Als wir in Puerto Fuy ankommen wartet dort im Regen schon eine grosse Menge Autos auf die Fähre, so dass längst nicht alle Platz haben. Im Endeffekt kommen aber doch fast alle drauf, nur die letzten beissen die Hunde, bzw. warten ein paar Stunden. Es scheinen wohl alle ins sonnige Argentinien zu flüchten. Wir verziehen uns ins Restaurant bei der Anlegestellen und stärken uns mit unserer Leibspeise Empanadas, doch auch als wir rausgehen regnet es noch. Für die Fähre haben sich noch vier andere Radfahrer eingefunden, unter ihnen zwei etwa vierzig jährige Männer in Jeans und normalen Strassenjacken (sehen nicht gerade wasserfest aus). Wir staunen, als wir erfahren, dass sie Deutsche sind. Wir wären anhand ihrer Ausrüstung nicht drauf gekommen, denn die Europäischen Radler haben hier eher Ortliebtaschen als einfach eine Sporttasche auf dem Gepäckträger. Aber es lässt sich ja auch so Radeln. Sie empfehlen uns ihr Hotel wo sie die Nacht verbrachten. Da Christian kein Regenradler ist, gehen wir dort für ein Zimmer fragen, sie sind ausgebucht, doch wir sollen doch bis um 14:00 warten, dann zeige sich, ob die Gäste wirklich kommen. Wir fahren, schauen uns weiter im Dorf rum, und finden einen kleinen Laden, in welchem es köstlichen Fruchtkuchen gibt. Als wir wieder zurück sind beim Hotel ist immer noch nicht klar obs Platz gibt oder nicht. Nach ein wenig Lesen entschliessen wir uns trotz noch verhangenem Himmel weiterzufahren. Gerade als wir am Aufstehen sind, kommt die Hotelangestellte, sie hätten jetzt doch Platz. Doch wir bleiben bei unserem Entschluss und schwingen uns wieder aufs Rad. Glücklich darüber sind dafür andere, die auch noch auf ein Zimmer gehofft hatten.
Baumhaushotel
Unser Entschluss zur Weiterfahrt scheint richtig gewesen zu sein, immer mehr kommt die Sonne heraus. Nicht weit hinter dem Dorf gibt’s ein bekanntes Luxushotel im Wald, gebaut im Stiel eines riesen Baumhauses das Montaña Magica. Rund herum wird kräftig weitergebaut, hier soll ein ganzer Adventurepark entstehen. Das nächste Dorf Neltume ist ansprechend und hat mehrere nettaussehende kleinere Campings und Pensionen, der Nahe Fluss scheint beliebt bei Kanuten zu sein. Doch wir sind ja erst los, und so begnügen wir uns mit dem Supermarkt. Ausgangs des Dorfes gibt es Wasserfälle, die sind Teil eines privaten Naturparks (huilo Huilo). Nachdem auch wir begriffen haben, dass es was kostet gehen wir brav Eintritt lösen. Eine Routenvariante würde auch durch den Park gehen, aber die streichen wir gleich nach den ersten Erkundigungen, denn nur mit Begleitung möglich, und wegen den lang anhaltenden Regenfällen in den letzten Wochen momentan eh nicht passierbar.

Neptune
Neltume hat sogar eine eigene Radiostation

Salto Huilo Huilo

Mann im Baum - Mein Zwerg
Es rauscht

Vulkan Choshuenco
So fahren wir weiter zum Lago Neltume, die Regenperiode scheint vorbei zu sein, und die Sonne gewinnt immer mehr an Stärke. Die Strasse ist eng und hat eine unerwartete Steigung. Es wird einem richtig warm und der See würde zum Baden einladen, nur ist man nun schon einige Höhenmeter darüber. Aber wir sollten uns nicht über die Sonne beklagen denn wie uns erzählt wird, hatte es hier in Chile die letzten zwei Wochen fast anhaltend geregnet, da hatten wir ja ein riesen Glück.
Lago Neptune 1
Lago Neptune 2
Lago Neptune 3
Waldlandschaft
Es geht wieder hinunter ins Tal
Nach dem die Strasse wieder ins Tal führte geht’s durch eine kleine Gemeinde schön am Fluss gelegen, der örtliche Fussballplatz wäre ideal zum Zelten, doch da der Abend noch so schön ist, fragen wir nicht und fahren weiter Richtung Termas Coñaripe. Die Gegend ist wieder mehr besiedelt, aber auch schöne Abende werden dunkel. Doch wir finden nach anfänglichen Schwierigkeiten, dann doch noch einen Platz für unser Zelt auf einer Kuhwiese, ein bisschen unterhalb der Strasse an einem Flüsschen.
Schöner Fluss mit kleiner Ortschaft
Hier wird saniert

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