Sonntag, 24. Januar 2010

Wohnwagen sind doch praktisch

Grenzstation Paso Río Don Guillermo - El Calafate
Beim Spielen stört der Wind nicht



Grenzstation Paso Río Don Guillermo
Heute scheint das Glück am Morgen nicht auf unserer Seite zu stehen. Geplant ist, um Zeit zu sparen, einen Bus nach El Calafate zu nehmen, da die Strecke dorthin vorwiegend durch Grassteppe führt. Bei tosendem Wind verpacken wir schon früh unsere Räder in die Säcke um beim Bussfahrer ja einen guten Eindruck zu machen. Aber es nützt alles nichts, der Buss ist voll. Die letzten Plätze wurden noch gefüllt an der chilenischen Grenzstation – blöd gelaufen. Leider lässt sich trotz Warten keine andere Mitfahrgelegenheit finden, es hat nur wenig Verkehr. Die Grenzer meinen wir sollen die paar Kilometer weiter zur Verzweigung fahren, dort gäbe es auch noch andere Busse. So radeln wir wieder los, und üben uns an der grösseren Strasse im Daumen raus halten.

Und schon wieder ist Dina nur ein roter Punkt
Berg versteckt sich am Horizont
Blumen mit Überresten von Bäumen

Diesem Wind halten auch die Wolken nicht stand
Nur leider ist es Sonntag und so gut wie fast kein Verkehr. Als endlich ein Bus kommt und hält, fehlt der Platz im Gepäckabteil. So radeln wir trotzdem gegen den starken Wind los. Nach ein paar wenigen Kilometern gibt’s eine willkommene Pause beim kleinen Schwatz mit anderen Schweizer Tourenradlern, sie kommen von der Gegenseite. Ihr Bericht lässt uns hoffen, denn sie erzählen von mühsamen Schieben gegen den Wind. Mit diesem Motivationsschub erreiche ich auch noch die erlösende Strassenkurve; wie schön ist Rückenwind. Warum meint Christian nur, dass diese Kilometer nicht zählen? Vielleicht darum, oder weil wir zuvor so auf einen Bus mit Platz gehofft haben, stoppen wir den nächsten Bus der uns überholt – und er hat Platz. So wird zwar nichts mit weiter Rückenwindfahren aber wir erreichen dafür, nach einem Buswechsel in Esperanza, wie geplant gegen Abend El Calafate und die so gesparten Tage bleiben uns. Nach dem wir auf einem Campingplatz unser Zelt aufgestellt haben geht’s ins Gewühl des lebendigen Touristenstädtchens, denn der Hunger war grösser als der Gwunder woher die ein wenig abseits an ihren Räder schraubenden Radfahrer kommen. Ein kleinerer Supermarkt stellt sich als richtiger Glücksfall für uns heraus. Nein, es gibt nicht nur richtiges Vollkornbrot und 100 % Orangensaft sondern auch super leckere Empanadas, so dass Christian noch schnell vor Ladenschluss Nachschub holen geht.


El Calafate - Glaciar Moreno - El Calafate
Es steht Sightseeing und Erholung an, am Morgen geht es mit dem Bus zum Perito-Moreno-Gletscher. Der Gletscher ist Teil des Campo de Hielo Sur, einem grossen kontinentalen Gletschergebiet. Und die eigentliche Attraktion stellt sein Kalben in den Lago Argentino dar. Immer wieder krachen grössere und kleinere Eisbrocken in den See. Es gibt eine aufwendig erstellte Weganlage gegenüber des Gletschers, so dass man verschiedene Blickwinkel auf ihn hat. Einige Teile der Anlage sind gesperrt, da gerade komplett neue Wegkonstruktionen erstellt werden. Die Anlage hier muss auch eine Menge Touristen aushalten, am meisten natürlich bei den grossen Momenten, wenn am Perito Moreno mal wieder ein grosser Abbruch bevorsteht. Ungefähr einmal im Jahr wird der Gletscher durch das rückgestaute Wasser des südlichen Sees unterspült und es bildet sich eine Gletscherbrücke aus, welche dann spektakulärst einbricht. Das ist ein Ereignis, welches in ganz Argentinien verfolgt wird. Leider tropft es ab und an fein vom Himmel aber mit Regenkleider ausgerüstet ist es dennoch schön, einfach dazu sitzen, die wunderschöne Gegend zu betrachten und sich vorzustellen an welcher Stelle der nächste Eisbrocken abbricht. Mit unseren Gore-Tex Kleidern sind wir absolut overdressed, wenn vorhanden wird meist mühsam die Plastikpelerine zusammengehalten.
Beleuchteter Gletscher

Standardbild
Gletscherwasser
Zerklüftete Zunge
Leider verhindern Wolken die Weitsicht

Blauweisses Eis

Wo kracht wohl als nächstes eine Eisnadel runter?

Hier bildet sich eine Eisbrücke die von Zeit zu Zeit zusammenbricht

Regenbogen bei der Rückfahrt

Nach paar Stunden geht’s mit dem Bus wieder zurück, die frische Luft und der kurze Spaziergang scheint alle ermüdet zu haben, denn es schläft fast der ganze Bus.
Zurück auf dem Zeltplatz löst Christian noch das Bayrisch-Zelt-Rätsel, ja es sind tatsächlich Bayern die im blau weiss Zelt mit Rautenmuster wohnen, wir hatten sie schon am Zeltplatz vom Mirador gesehen. Auf das Nachtessen freute sich Christian schon lange, es geht zum All you can eat (bzw. tenedor libre). Ist zwar nicht mehr ganz so gut, wie in der Erinnerung verblieben von seinem Aufenthalt vor einigen Jahren. Ich geniesse dennoch die Auswahl und übe mich eher in möglichst viele verschiedene Sachen zu kosten anstelle von möglichst viel in mich reinzuschaufeln.

El Calafate - ca. 8 km vor Laguna del Desierto
Es geht wieder früh los. Aber trotz der frühen Stunde haben wir auf den ersten 32 km entlang des Lago Argentino schon kräftig schiebenden Rückenwind. Leider biegt aber dann unsere Strasse nach El Chaltén gegen den Wind ab. Das Wetter ist wieder herrlich und es herrscht angenehm wenig Verkehr.
Mit Rückenwind gehts einfach

Könnte es sein, dass es hier ab un an windet?
Lago Argentino

Fast unnattürliches Blau

Dank Christians „Spurarbeit“ kommen wir dennoch gut voran. Mittagessen gibt es im Windschatten in mitten von Margeritten mit verzaubernd schönem Blick auf den Rio Guanaco und den nahen Hügelzug.

Top Strasse
Windschattenfahren
Irgendwann überholen wir einen Radwechsel benötigenden alten Wohnwagen, der uns vor einiger Zeit schon mal nettgrüssend überholt hatte. Als wir schon ein gutes Stück der Hauptsteigung geschafft haben, nach welcher die Strasse runter zum Lago Viedma führt, überholt uns wieder das Auto mit dem alten Wohnwagen. Aber sie fahren nicht einfach weiter, sondern rollen nur langsam vor uns hin. Sie haben Mitleid mit uns gegen den Wind ankämpfenden Radfahrern und verhelfen uns so zu Windschatten. Nach einigen hundert Meter geben sie uns zu verstehen, dass sie halten und mit uns sprechen möchten. Es ist ein Argentinisches Ehepaar mit ihren drei Söhnen auf Entdeckungstour ihres Landes. Wir sollen doch mitfahren meinen sie, nach dem wir mit El Chaltén das gleiche Ziel haben. Christian ist zwar von dieser Idee nicht sehr begeistert, ich aber schon. Denn habe wohl allzu viele Berichte über mörderischen Gegenwind entlang des Lago Viedma gelesen, so dass es mir schon von der Strecke graute die uns morgen erwartet hätte. Christian willigt ein, und so werden unsere Räder in den Wohnwagen geladen. So werden wir zwar nie erfahren, wie wir mit dem Gegenwind umgegangen wären, aber die Unterhaltung mit der Familie ist auch nett. Der Fitz ist leider leicht in Wolken gehüllt wie an so vielen Tagen, das Bergmassiv ist aber nach der Fahrt durch die Ebene dennoch eindrücklich.
Unsere Windschattengeber

Berühmte Berge in Wolken gehüllt

Der Fitz Roy

Nach Touristcenter und Einkaufen fahren wir noch ein wenig in den Abend rein richtung Laguna del Desierto. Die gute Schotterstrasse führt durch ein abwechslungsreiches Tal entlang dem Río Milo. Recycling hat wirklich was gutes, hier lassen einem ehemalige Eisenbahnbrücken aus anderen Teilen des Landes trockenen Fusses über die Bäche kommen. Langsam beginnt es einzunachten. Nach einwenig Suchen findet sich ein schönes Plätzchen zwar nicht weit von einem Denkmal aber mit Bach in der Nähe, so gelegen, dass ich dennoch keine Überflutungsangst habe. Obwohl wir direkt an der Piste sind, stört kein Verkehr mehr am Abend. Ansonsten ist das schon eine etwas befahrene Strecke, da einige Tagesausflügler zum Lago Desierto fahren.
Pferde am Weiden

Die Brücke hatte schon bessere Zeiten

Es gibt auch einfachere Berge als Fitz Roy und Konsorte
Ehemalige Eisenbahnbrücke


Kleinerer See vor der Laguna del Desierto

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